Es ist hilfreich, sich gedanklich auf herausfordernde Situationen vorzubereiten – sowohl auf die Rolle der betroffenen als auch die der beobachtenden Person. Wie möchte ich reagieren? Was kann ich tun? Was traue ich mir zu? Realistische Ziele helfen dir, im Ernstfall handlungsfähig zu bleiben.
Tipp: Die bewusste Vorbereitung kann bereits damit beginnen, dass du dich an Bahnsteigen stets in die Nähe der Rufsäule aufhältst. Im Ernstfall bist du so mit einem Tastendruck mit der Leitstelle verbunden und erhältst Hilfe – für dich oder andere.
Du beobachtest eine Situation
Versuch, die Situation einzuschätzen und entscheide, welche Rolle du einnehmen möchtest. Es gibt kein Patentrezept – jede Situation und jeder Mensch ist anders. Du kannst ganz einfach Hilfe aus der Distanz rufen, ohne selbst aktiv in die Situation einzugreifen. Oder du entscheidest dich für eine aktivere Rolle.
- Beobachte Situationen genau, sodass du Notsituationen frühzeitig erkennst und reagieren kannst.
- Steh der betroffenen Person bei (z. B. dazusetzen, konkrete Hilfe anbieten).
- Handle frühzeitig und bevor sich die Situation zuspitzt – je länger du zögerst, desto schwieriger wird es für dich, einzugreifen.
- Bring dich selbst nicht in Gefahr.
- Ruf Hilfe (Polizei, Rufsäule am Bahnsteig, Sprechstelle in der Bahn, Fahrpersonal ansprechen).
- Verbünde dich: Mach andere Menschen in der Umgebung auf die Situation aufmerksam!
- Merk dir für den Notruf oder die Polizei relevante Informationen wie Ort (z. B. Haltestelle, Wagen- oder Busnummer), Zeit, beteiligte Personen und Abläufe.
- Wenn du an U-Bahn-Stationen Situation beobachtest, in denen eine Person im Gleisbett ist oder droht hineinzufallen, nutze an der Rufsäule den Nothalthebel (HOCHBAHN) oder drück den SOS-Knopf (S-Bahn).
Auch deine Zeugenaussage ist entscheidend: Du kannst schildern, was genau passiert ist und wie der Täter oder der Täterin genau aussah. Dein Wissen hilft, Fälle aufzuklären und zukünftige Taten zu verhindern. Wie du siehst, hat Zivilcourage viele Facetten und du hast viele Möglichkeiten, um zu helfen.
Du gerätst selbst in eine unangenehme Situation
- Prüf die Fluchtmöglichkeiten. Ein Gangplatz ermöglicht es dir beispielsweise, dich einer unangenehmen Situation schnell zu entziehen.
- Vertrau dir und deinem Gefühl. Hör auf deine Intuition und nutz sie zur Einschätzung der Situation. Wenn du dich unsicher fühlst, verlass die Situation.
- Verlass die dir vom Täter zugeschriebene Rolle: Mach lautstark auf dich und deine Situation aufmerksam!
- Such Verbündete: Fordere andere Personen konkret um Unterstützung auf. Sprich sie direkt an, z.B. „Sie mit der roten Jacke, helfen Sie mir!“ und bitte um konkrete Hilfe: „Rufen Sie bitte die Polizei!“.
- Weise klar auf deine Notlage hin: „Das ist ein Notfall!“
- Setz deine eigene Stimme ein und werde laut – provozier dabei jedoch nicht, sondern bleib sachlich und konsequent beim „Sie".
- Schrei oder nutz einen Schrill- bzw. Handtaschenalarm.
- Wenn du dein Handy zur Hand hast, ruf den Notruf unter 110.
Aufklärung ist wichtig
Wenn du einen Vorfall beobachtest oder selbst betroffen bist, kannst du Anzeige bei der Polizei erstatten. Dabei ist wichtig zu wissen, dass Videoaufzeichnungen im hvv aus Datenschutzgründen nach 72 Stunden automatisch gelöscht werden. Warte also nicht zu lange mit deiner Anzeige.